13.10.1999
Univ.-Prof. Dr. A. Zanchetti referierte im Rahmen des interaktiven
Workshops "Hypertoniemanagement 2000" über Blutdruckmeßmethoden
und Einsatzmöglichkeiten.
Prof. Zanchetti arbeitet für die Klinik für Hypertensiologie
des Ospedale Maggiore im Mailand, Italien, und ist unter anderem
Editor des Journal of Hypertension.
Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick bezüglich
der Anfänge der indirekten, unblutigen Blutdruckmessung (Riva-Rocci,
1896) betonte Zanchetti die große Variabilität des Blutdrucks
und die Notwendigkeit multipler Messungen zur Bestimmung eines
korrekten Wertes.
Die
Blutdruckmessung sollte allgemein im Sitzen erfolgen, der
Patient mindestens drei Minuten zuvor in Ruhe verbracht haben,
es sollte eine Oberarm-Standardmanschette zum Einsatz kommen
(Ausnahmen für Adipöse und Kinder) und der Blutdruck muß bei
erstmaliger Kontrolle an beiden Armen gemessen werde.
Bei
älteren Menschen, Diabetikern und Personen mit orthostatischer
Hypotension sollte die Messung im Stehen erfolgen. Die WHO-Kriterien
der Hypertonie wurden kurz angesprochen. Bei der kontinuierlichen
ambulanten Blutdruckmessung über 24 Stunden (‘ambulatory blood
pressure monitoring’) gelten andere Grenzwerte als bei einmaliger
Messung.
Die
PAMELA-Study vergleicht unter anderem in der Klinik gemessene
Werte mit jenen, die zu Hause, unter Tags, in der Nacht und
während eines 24stündigen Monitoring registriert werden. Die
Resultate zeigen, daß die im Spital oder in der Praxis gemessenen
Blutdruckwerte am höchsten sind, gefolgt von jenen, die zu
Hause, unter Tags und während des 24-Stunden Monitoring registriert
werden. Die niedrigsten Werte werden in der Nacht aufgezeichnet.
Eine
WHO-Guideline beschreibt, daß einmalig in der Praxis oder
im Spital gemessene Druck von 140/90 einem durchschnittlichen
24h-Druck von 125/80 entspricht. Schließlich ging Prof. Zanchetti
auf den Unterschied zwischen ’White-Coat-Phemomenon’ und ‘White-Coat-Hypertension’
ein. Ersteres bezeichnete er als Realität und bezüglich Zweiterem
existieren nur Studien mit äußerst differierenden Resultaten.
Es
besteht Unklarheit, ob die Steigerung des Blutdrucks bei Anblick
eines Arztes tatsächlich zu Erhöhung des kardiovaskulären
Risikos führt. Abschließend betont Prof. Zanchetti die dringende
Notwendigkeit einer sanften Blutdruckkontrolle, einer Vermeidung
großer Blutdruckunterschiede während des Tages und rät zu
keiner massiven Blutdrucksenkung am Beginn einer antihypertensiven
Therapie.
Quelle:
IKAL ´99