13.10.1999
Im Rahmen des Symposiums ‚Neues zur Diagnose und Therapie der Inkontinenz‘ referierte
Dr. H. Heidler über die Pathophysiologie der Dranginkontinenz.
Dr.
Heidler - Abteilung für Urologie im AKH Linz
Die Dranginkontinenz ist durch ein Ungleichgewicht von stimulierenden und
hemmenden Impulsen auf den Miktionsreflex bedingt. Dr. Heidler unterschied zunächst
eine motorische Dranginkontinenz (unwillkürliche Detrusoraktivität, verstärkte
Beckenbodenaktivität) von einer sensorischen Form (verfrühter erster Harndrang,
Harnverlust ohne Nachweisbare Detrusorkontraktion, verminderte Blasenkapazität)
und weiters die neurogen enthemmte Blase sowie die Giggle-Inkontinenz („Kicherinkontinenz“).
Als Ursache der Dranginkontinenz nannte Heidler einerseits eine Hypersensivität
der Blase, andererseits eine mangelhafte Hemmfunktion des zentralen Nervensystems.
Durch die Hypersensivität der Blase werden vermehrt afferente Impulse an das ZNS
geschickt – Folge ist ein nicht mehr unterdrückbarer Harndrang und die Detrusorkontraktion.
Diese Überempfindlichkeit kann durch Veränderungen an der Harnblase (Steine,
Tumoren, akute und chronische Infekte) wie auch an der Harnröhre verursacht sein.
Die Veränderungen an der Harnröhre können entweder mechanischer Natur (Strikturen,
Prostatahyperplasie), funktioneller Natur (Kontraktion des Beckenbodens bei Detrusorkontraktion)
oder hormoneller Natur (Östrogenmangel) sein.
Eine verminderte Hemmung des Detrusorreflexes liegt dann vor, wenn aufgrund
einer Hirnleistungsstörung die Hirnrinde nicht mehr in der Lage, ist den Miktionsreflex
zu kontrollieren. Diese Form der Inkontinenz ist insbesondere altersbedingt; myogene
und/oder neurogene Veränderungen im Detrusor scheinen ebenfalls dem Alterungsprozeß
zu entsprechen, wobei diese Veränderungen in einer Übererregbarkeit des Blasenmuskels
resultiert und eine Harninkontinenz auftritt.
Quelle: MedAustria/Ikal´99