News

Cholinergikum zur Tic-Behandlung bei Tourette-Syndrom

17.11.1999

Plötzliche ticartige Zuckungen v.a. im Gesichtsbereich (Augenzwinkern, Mundverzerren, Zungenschnalzen) und im Bereich des Halses und der Schultern sowie Echopraxie (Nachahmen von Bewegungen anderer Personen), Klazomanie (zwanghaftes Ausstoßen von Schreien) und Koprolalie (zwanghafter Gebrauch vulgärer Ausdrücke) sind Kardinalsymptome des Gilles-de-la-Tourette-Syndroms.

Dr. Jorge Juncos (Emory University School of Medicine) präsentierte Therapieresultate von neun Tourette-Patienten, die mit Tacrin, einem zentral wirksamen Hemmstoff der Acetylcholinesterase, behandelt wurden. Quantifizierbare Messungen ergaben, dass bei niedriger Dosierung die Frequenz motorischer und verbaler Tics reduziert werden kann, bei hohen Dosen die Symptome jedoch nicht beeinflusst respektive verstärkt werden können.

Bisherige Behandlungsvarianten bei Tourette-Syndrom zielen auf andere Neurotransmitter: so können beispielsweise Dopaminantagonisten (Haloperidol) die Frequenz ticartiger Phänomen reduzieren – jedoch auf Kosten zahlreicher unerwünschter Nebenwirkungen. Fluoxetin oder Sertralin, die am Serotoninsystem ihre Wirkung entfalten, vermindern obsessiv-kompulsive Symptome, können jedoch zu einer Tic-Verschlechterung führen.

Andere beim Tourette-Syndrom indizierte Therapeutika sind Clonidin (alpha-2-Rezeptorantagonist), Botulismustoxin-Injektionen zur Linderung der Zuckungen im Gesichtsbereich oder auch Methylphenidat zur Behandlung des hyperkinetischen Syndroms.

Dr. Juncos betonte in seinen Ausführungen, daß niedrige Dosen Tacrin nicht nur der Linderung ticartiger Symptome dienen würden, sondern auch der Behandlung von Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Zwangsvorstellungen. Jedoch ist auch die Tacrin aufgrund der kurzen Halbwertszeit und der viermal täglichen Administration keine ‚Ideal-Behandlung‘. Eine Tacrin-Behandlung führt häufig zur Erhöhung der Plasma-Transaminasen, was eine regelmäßige Erstellung eines Leberprofils notwendig macht.

Tacrin-Hydrochlorid wird in Österreich unter dem Handelsnamen Cognex® (Parke-Davis) zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Demenz bei Morbus Alzheimer angeboten.

© medizin.at / MedAustria

 

home

newsroom
allgemein
wissenschaft
hintergrund

links
österreich
international
journale
abstracts

fragen
themenliste

update


medizin.at
editorial
kommentar

kontakt
redaktion
herausgeber
medieninfo

partner

help

 

© treAngeli, 1999.